STEFFEN KNÖDLER, 51, der Maschinenbauingenieur und Projektmanager hat eine Software für Logistikprozesse an Flughäfen entwickelt. Die IT-Firma Proveo hat er 2007 an den US-Konzern Zebra Technologies verkauft. Heute ist Knödler Mitgründer und CEO des Medienunternehmens Airtango, das Live- und Videoprogramme für Fitnessstudios anbietet. (Foto: Christian Sauermann)
Steffen Knödler hat früher in einem Schlachthof gearbeitet und ein US-Munitionsdepot bewacht. Dann gründete er eine IT-Firma und wurde Millionär.
Herr Knödler, Sie haben eine Lehre bei einer Baggerfirma gemacht. War das Ihr Kindheitstraum?
Nein, das war es nicht. Ich hatte nach dem Hauptschulabschluss noch keine konkrete Vorstellung von meiner Zukunft. Ich habe das gemacht, was meine beiden älteren Brüder gemacht haben: eine Ausbildung zum Maschinenschlosser.
Und wie war es?
Ich habe gesehen, dass Menschen dort jeden Tag die gleichen Handgriffe machen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das war schon ein Realitätsschock. Was hat der bewirkt? Ich habe meine Lehrzeit verkürzt, damit ich schnell wieder in die Schule gehen konnte. Ich habe den Realschulabschluss nachgeholt, ein Berufskolleg drangehängt, um dann Maschinenbau zu studieren.
Wer hat Sie dabei unterstützt?
Das musste ich mir schon alles selbst erarbeiten. Ich hatte kuriose Nebenjobs: Ich habe in einem Schlachthof Schweinehälften rumgeschoben und für die US-Armee ein Munitionsdepot bewacht.
Was kam nach dem Studium?
Ich bin bei Lufthansa Technik gelandet und habe in dem Team gearbeitet, das die Logistik an Flughäfen steuert mit Fluggasttreppen, Flugzeugschleppern, Betankungswagen. Das lief damals im Vergleich zu anderen Bereichen des Flughafengeschäfts sehr ineffizient: Da wurden die Fahrzeuge gesucht und kreuz und quer zum Einsatzort gefahren. Hatten Sie eine bessere Idee? Ich habe gedacht, dass das über eine Software gesteuert werden muss. Nach zwei Jahren habe ich bei Lufthansa gekündigt und mit meinem Bruder ein System zur Optimierung entwickelt. Unsere Grundidee war, alle Geräte auf dem Flughafen mit einem GPS-System auszustatten, um sie zu orten und über Bildschirme in der Zentrale einzuplanen.
Haben Sie Abnehmer gefunden?
Ein deutscher Flughafen war unser erster Kunde. Von da an ging es steil bergauf. In Dubai haben wir ein Projekt über 3 Mio. Euro gewonnen, in Singapur und München haben wir uns gegen mächtige Konkurrenten wie Siemens durchgesetzt. Wir haben Niederlassungen in Frankfurt, Dubai, Singapur und San Francisco gegründet.
Warum haben Sie die Firma nach ein paar Jahren verkauft?
Fünf Jahre nach unserem Start haben Wettbewerber aus dem Silicon Valley bei uns angeklopft und ein Übernahmeangebot gemacht. Die sind aber noch während unserer Verhandlungen selbst gekauft worden von einem IT-Konzern aus Chicago. Mit denen haben wir weiterverhandelt. Am Ende haben wir alle Anteile verkauft, ich bin aber noch zweieinhalb Jahre lang in der Geschäftsführung geblieben.
Mit dem Verkauf haben Sie dann Ihre erste Million gemacht?
Ja, schon mit der ersten Abschlagssumme nach dem Verkauf hatte ich meine erste Million, mit den folgenden Auszahlungsterminen kamen dann noch ein paar Millionen dazu. Was haben Sie sich dann gegönnt? Ich habe mir ein Wasserschloss in meiner Heimatstadt Crailsheim gekauft. Wir haben Büros und Veranstaltungsflächen und einen Gnadenhof für Hund, Pferd, Schafe, Katzen, Hochlandrinder, Schildkröten.
.